31 Okt Warum Technologie in der Digitalen Transformation die zweite Geige spielt
Bei der Digitalen Transformation geht es in erster Linie darum, moderne Technologien einzusetzen und neue digitale Initiativen zu lancieren? Nein, denn damit wird der digitale Wandel fundamental unterschätzt. Die von der digitalen Realität geforderte Schnelligkeit und Einfachheit kann nicht mit technologischer «Pflästerli-Politik» erzielt werden. Vielmehr können KMU ihren langfristigen Geschäftserfolg nur mit einer individuellen, zielorientierten digitalen Strategie und dem passenden Digitalisierungs- und Change-Fahrplan sichern.
Es vergeht heute kaum ein Tag, an dem KMU-Verantwortliche nicht in irgendeinem Fachmagazin, einem Newsletter oder einer Veranstaltungseinladung mit der «Digitalen Transformation» konfrontiert werden. Der Begriff der Digitalisierung wird dabei von Anbietern aus dem IT- wie Marketing-Bereich gleichermassen arg strapaziert und ganz unterschiedlich ausgelegt. Eines haben aber (fast) alle Marktbotschaften gemeinsam: Sie fordern KMU auf, jetzt in eine bestimmte Technologie zu investieren.
Während nun die einen KMU in guter alter Vogel-Strauss-Manier die Augen vor der neuen digitalen Realität verschliessen, verfallen andere in einen digitalen Aktionismus. Neue Webshops, SEO- und Online-Marketing-Aktivitäten, Mobile Apps & Co. haben Hochkonjunktur – und verfehlen doch oftmals ihr Ziel. Den Ursachen dafür gehen wir in diesem Beitrag auf die Spur.
Neue digitale Realität für KMU
Jede Initiative und jede Investition im Unternehmen verfolgt grundsätzlich immer nur ein Ziel: Die Wettbewerbsfähigkeit soll gesteigert und der Geschäftserfolg langfristig gesichert werden. Diese Zielsetzung gilt auch für alle Initiativen rund um die Digitale Transformation. Tatsächlich verändert die neue digitale Realität heute ganze Wertschöpfungsketten. Kunden wie Mitarbeitende erwarten – geprägt durch die Digitalisierung ihres privaten Alltags – neue, schnellere und einfachere Formen der Interaktion mit dem Unternehmen. Produkte- und Serviceportfolios wandeln sich, werden mit digitalen Bestandteilen angereichert oder gar gänzlich digitalisiert. Neue, agile Mitbewerber drängen in den Markt und stellen zuvor etablierte Branchenkonzepte in Frage.
KMU tun also gut daran, den digitalen Wandel aufzugreifen und erfolgreich für sich zu nutzen. Damit dies aber gelingt, gilt es wichtige Faktoren zu beachten. Und dabei spielt die Technologie eben doch nur die zweite Geige.
Dem Status quo Flügel verleihen
Viele Unternehmen sehen sich mit historisch gewachsenen IT- und Software-Landschaften konfrontiert, deren Schnittstellen längst nicht mehr einen «Single point of truth», also eine vollständige Transparenz über alle Geschäftsdaten, ermöglichen. Die Resultate einer maroden IT-Landschaft sind ineffiziente Prozesse, manuelle Arbeitsschritte mit grosser Fehleranfälligkeit und Einbussen bei der Qualität der Kundenbetreuung. Und all das in Zeiten, in denen ein schneller und hochqualitativer Kundenservice eine Grundvoraussetzung für den langfristigen Unternehmenserfolg darstellt.
Mit einem ungesunden und nicht zielgerichteten digitalen Aktionismus erreichen Unternehmen denn auch nur eines: Die ohnehin schon historisch gewachsene, schwerfällige und komplexe IT-Landschaft wird um ein weiteres Puzzle-Teil ergänzt, das sich nie richtig integrieren und das Unternehmen mittelfristig in seiner digitalen Entwicklung weiter ausbremsen wird.
Auch wenn der interne und externe Druck hoch ist, digitale Initiativen schnellstmöglich umzusetzen: Digitale Projekte, die punktuell und ohne Blick aufs «Grosse Ganze» angestossen werden, sind von Beginn weg zum Scheitern verurteilt. Die Digitalisierung eines Unternehmens muss alle Bereiche miteinschliessen: von der Ausgestaltung des eigentlichen Leistungsangebotes, über die Vermarktung, den Verkauf, bis hin zur Auftragsabwicklung und zu den Serviceleistungen. Eine erfolgreiche Digitalstrategie muss alle Aspekte des digitalen Unternehmens – das Geschäftsmodell, das Kundenerlebnis und die operativen Prozesse – umfassen und integrieren.
Bevor nun also neue digitale Initiativen lanciert werden, sind KMU zuerst gefordert, ihre bestehenden Organisationsstrukturen, Prozesse, IT- und Software-Landschaften einer umfassenden Prüfung zu unterziehen und ihre Digitalstrategie auf ein solides Fundament zu stellen. Nur wenn das Fundament stimmt, können weitere digitale Initiativen schlussendlich ihre Wirkung entfalten und die gewünschten Ziele erreichen.
Das digitale Zeitalter – auch für die Belegschaft ein grosser Schritt
Digitalisierung bedeutet zwangsläufig auch Veränderung für die Belegschaft – eine Tatsache, die heute in Technologie-getriebenen Projekten allzu oft vergessen geht. Die Digitale Transformation prägt jedoch nicht nur die Strategie, sondern auch die Struktur und Kultur eines Unternehmens massgeblich mit. Bestehende Strukturen und existierende Denk- und Organisations-Silos werden aufgebrochen, Abläufe und Geschäftsprozesse werden verändert, die Art und Weise der Zusammenarbeit wird vielerorts revolutioniert. Nicht immer wird diesen Veränderungen vorbehaltlos positiv begegnet, auch Unsicherheit oder gar Ablehnung können resultieren. Mitarbeitenden und Führungskräften fällt daher eine zentrale Rolle beim Gelingen der Digitalen Transformation zu. Nur dort, wo die Transformation wirklich gewollt ist und von der Führungsebene vorangetrieben wird, findet sie auch statt. Unternehmen sind gefordert, sich und ihre Mitarbeitenden positiv auf diese Veränderungen einzustellen und sich die notwendigen Kompetenzen für die Transformation anzueignen. Führungskräfte wie Belegschaft müssen befähigt werden, alteingefahrene Wege zu verlassen und neue, kreative Ideen und Lösungen zu finden und zuzulassen.
Erfolgsmodelle gesucht – digitale Strategie im KMU
Erfolgsversprechende digitale Strategien im KMU liefern also nicht nur Antworten auf zentrale Fragestellungen im Bereich der Leistungserbringung und der Kundeninteraktion. Sie zeichnen ein realistisches Zielbild für die Digitale Transformation des gesamten Unternehmens. Das gewonnene Zielbild wird anschliessend in konkrete, umsetz- und messbare Aktivitäten – die sogenannte digitale Roadmap – überführt. In der digitalen Roadmap werden dabei nicht nur die geplanten Technologieinnovationen für das Unternehmen festgehalten. Auch der Veränderungsbedarf den die definierten Ziele an die strategischen und operativen Werkzeuge, Prozesse, an Führungskräfte und Mitarbeitende stellen und die Massnahmen, die diesbezüglich auf der Zeitachse zu ergreifen sind, werden detailliert ausgearbeitet.
Nur mit diesem «Top-Down» Ansatz werden Schweizer KMU in der Lage sein, sich selber die notwendige digitale Fitness anzueignen und sich damit langfristig einen erfolgsversprechenden Wettbewerbsvorteil zu schaffen.
Beitrag von Tanja Regli
Original-Artikel ist am 18. Oktober 2016 im Microsoft KMU-Blog erschienen.